Klosterküche die Erste - NDR am 28.08.

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Die Basisgemeinde - Tischlerei und Nächstenliebe

Sonntag, 28. August 2022, 16:00 bis 16:30 Uhr
Montag, 29. August 2022, 06:50 bis 07:20 Uhr

In der Nähe von Kiel dicht am Nord-Ostsee-Kanal liegt das kleine Dorf Wulfshagenerhütten. Auf dem Gelände eines alten Gutes gibt es seit 1983 die Basisgemeinde.

Sie ist aus der Idee entstanden, humanistische und christliche Werte im täglichen Leben und Arbeiten basisdemokratisch umzusetzen.

Etwa 50 Menschen leben hier: Erwachsene, Kinder, Familien, Singles, Männer, Frauen. Die Tischlerei ist das wirtschaftliche Herzstück der Basisgemeinde. Pastorin Annette Behnken interessiert, ob es wirklich möglich ist, einen Betrieb zu führen, der christliche Grundsätze beherzigt und zugleich wirtschaftlich arbeitet.

Der Jahresumsatz geht in Gehälter und Investitionen

Spezialisiert ist die Tischlerei auf pädagogische Holzspielzeuge für Kindergärten und Schulen. Etwa 15 Mitarbeitende sind Teil der Gemeinschaft, 30 sind externe Angestellte aus der Region. Von den zweieinhalb Millionen Jahresumsatz geht fast alles in Gehälter und Investitionen.

Alle wirtschaften gemeinsam

Annette Behnken trifft Emmanuel. Er ist Franzose und war an vielen Orten auf der Suche nach einer Gemeinschaft, bei der christliche Werte eine Rolle spielen und die solidarisch wirtschaftet, also alle Einnahmen teilt. Nachdem er in Taizé (Frankreich) bei der dortigen ökumenischen Gemeinschaft war, kam er an die Ostsee nach Wulfshagenerhütten. Sein Ideal hat er in der Basisgemeinde gefunden. Er lebt und arbeitet hier seit drei Jahren und macht nun seinen Abschluss als Tischlergeselle. Er schwärmt davon, dass hier alle gemeinsam wirtschaften. Alle Gemeindemitglieder haben ein gemeinsames Konto. Davon wird alles bezahlt: Essen, Kleidung, Mieten, die Carsharingautos und Fahrräder, der eigene Kindergarten.

Miteinander und füreinander arbeiten

Von Werkstattleiter Hansotto erfährt Annette Behnken, dass es hier keine Rendite für Aktionäre oder übermäßig hohe Gehälter für Chefs gibt. Wichtig sei, miteinander und füreinander zu arbeiten. Es gehe darum, ein humanes Arbeitsumfeld zu schaffen. Es sei nichts perfekt, sie hätten hier "nicht das Paradies erschaffen", meint er. Aber das gemeinschaftliche Arbeiten sei hier entscheidend anders als in "normalen Betrieben". Und mittlerweile trägt sich die Tischlerei auch finanziell.

Für das Buffet zum Maifest im großen Garten des Gutshauses hat Annette Behnken zusammen mit zwei Gemeindemitgliedern gefüllte Eier und einen köstlichen Haselnusszopf gemacht. Die gefüllten Eier, so Adelheid, eine der ältesten Mitbewohnerinnen der Gemeinschaft, gehören seit Beginn zu jedem Fest der Gemeinde.

Seit 40 Jahren funktioniert das Konzept

Ganz offenbar funktioniert es, christliche Werte im Alltag und in der Arbeitswelt konsequent umzusetzen. Die Menschen von der Basisgemeinde sind keine idealistischen Träumer. Denn das Experiment der urchristlichen Gemeinde funktioniert nun schon seit mehr als 40 Jahren. Und ihr Geschäft, die Tischlerei in Wulfshagenerhütten, hat sich am Markt bewährt! Der Umgang mit den Angestellten, mit Hierarchie und der Verwendung des Gewinns, könnte das ein Vorbild für andere Arbeitgeber sein?