Medien

Bullerbü ist harte Arbeit

Ein Artikel in der Zeitschrift "Publik Forum" Oktober 2023

"Christsein ist für Daniel Hänel und seine Frau »ein politisches Statement«, nicht bloß etwas Innerliches. Dieses Selbstverständnis fanden sie auch in der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten. Das Paar entschied sich – trotz aller demografischen Herausforderungen – für ein Leben in der Basisgemeinde. Seitdem verzichtet es auf ein privates Einkommen oder private Ersparnisse. »Hier geht alles in einen Topf«, berichtet Daniel Hänel. Die Gemeinde praktiziert seit Langem, was heute als nachhaltig und modern gilt."

Wenn Lilien erwachsen werden.

Ein Artikel in der Zeitschrift "Anders Handeln".

„Es war kein Mangel unter ihnen” Nachdenken über Wirtschaft und Gerechtigkeit. Karlsruhe, 25.-27. 2016

Impuls von Anthony Gwyther

Hinter den Schlagzeilen von Flüchtlingsbewegungen, Terrorismus und Krieg verstecken sich die Ursachen. Selten werden die Motive und Gründe für Gewalt und Flucht beim Namen genannt: Es ist das große Problem der Verteilungsgerechtigkeit.

Unsere Wirtschaftsordnung, oft mit dem Begriff der Globalisierung gekennzeichnet, ist ein zentrales Problem unserer Zeit. Für uns ist das kaum sichtbar, weil wir in einem geschützten europäischen Raum leben,der viele Vorteile aus diesen ungleichen Verhältnissen zieht.

Wir müssen genauer hinschauen, um die Zusammenhänge zwischen unserem Wohlstand und den weltbewegenden Krisen zu erkennen. Das wollen wir bei unserer Tagung tun.Und noch mehr, denn...

Es bewegt sich etwas! Neue wirtschaftliche Modelle werden in die Praxis umgesetzt. Lokale Gemeinschaften organisieren sich nach gerechten Prinzipien, die wir auch in den biblischen Schriften finden.

Als Friedensgruppen, -organisationen und -gemeinden wollen wir uns auf dieser Tagung mit dem Thema Wirtschaft und Gerechtigkeit beschäftigen: kritische Fragen über unseren Lebenswandel stellen und Ideen austauschen, um uns gegenseitig zu ermutigen und neue Möglichkeiten für eine gerechtere und vorsorgliche Wirtschaft zu erproben.

Die Bergpredigt

Text von Gerhard Weber

Diese Auslegung der Bergpredigt (Matt. 5-7) von Gerhard Weber wurde 1983 geschrieben.

Geleitwort von Dr. Christian Zippert

In den letzten Wochen meines Dienstes an Kommunitäten, Schwestern- und Bruderschaften habe ich noch nicht genug Zeit gefunden, die Auslegung der Bergpredigt von Gerhard Weber Abschnitt für Abschnitt in Ruhe durchzulesen. Aber ich weiß schon nach einer vorläufigen Durchsicht, dass sich das lohnen wird – nicht nur wegen des unvergleichlich wichtigen Textes der Bergpredigt, sondern auch wegen der wohltuenden Eigenart ihrer Auslegung.

Ich freue mich an der Kürze der einzelnen Abschnitte, die auf die ursprüngliche Bestimmung für die „Telebibel“ der Kieler Stadtmission im Jahre 1984 zurückgeht. Noch mehr an der Einfachheit der Auslegung. „Ist das nicht ein bisschen zu einfach?“ fragt der Verfasser gelegentlich. Und er antwortet: „Nun, ein Kennzeichen des Lebens und der Worte Jesu Christi war und ist bis auf den heutigen Tag, dass sie einfach sind und dass jeder sie verstehen kann.“ So spricht er auch nicht autoritär, von oben herab, sondern brüderlich – solidarisch auf Augenhöhe. Und unaufdringlich, freundlich, sanftmütig oder, wie er bei der Auslegung der entsprechenden Seligpreisung sagt, „mit sanftem Mut.“ Das macht den Zuspruch, ja auch die Zumutung ermutigend, herausfordernd und tröstend zugleich. Hocherfreulich auch die Alltagsnähe der Auslegung, wobei persönlicher und politischer Alltag nicht voneinander getrennt sind, sondern zusammengehören und ineinander übergehen wie im „wirklichen“ Leben. Ich finde es auch hilfreich, dass die meisten Abschnitte in ein kurzes Gebet übergehen, nur manche mit einer Aufforderung schließen. So lassen sich die in der Auslegung enthaltenen Aufforderungen leichter verwirklichen.

Kurz zusammengefasst: ich halte diese Auslegungen der Bergpredigt für eine wichtige Hilfe zu einem verbindlichen Leben – in einer überschaubaren geistlichen Gemeinschaft, der der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten und auch in einer scheinbar unverbindlichen Kirchengemeinde, besonders dann, wenn sich ihr Leben auch in Gesprächs- und Arbeitsgruppen entfaltet. Ich finde, sie sind nach 20 Jahren nicht weniger aktuell als zur Zeit ihrer Entstehung. Deshalb wünsche ich dieser Sammlung viele aufmerksame und lernbereite Leserinnen und Leser!

Dr. Christian Zippert
Bischof em.
Beauftragter des Rates der EKD
Für Kommunitäten, Schwestern- und Bruderschaften
Marburg, im Herbst 2006

Dokument/e

Auslegung vom Propheten Jesaja

Text von Gerhard Weber

Die in dieser Sammlung vorliegenden Kurzauslegungen der Jesaja-Worte aus den Kapiteln 1-11 hat Gerhard Weber (1937-1994), im Jahre 1983 verfasst. Sie sind für die Kurzandachten der sogenannten Telebibel der Kieler Stadtmission konzipiert worden. Geleitwort zu den Kurzauslegungen der Jesajaworte Kap. 1 – 11 Pastor Dr. Wolfgang Kubik, Geistlicher Leiter der Ev. Communität Koinonia. Ich habe Gerhard Weber nicht mehr kennen gelernt. Ich lernte ihn durch seine Auslegung von Jesajaworten kennen. „Beim Propheten Jesaja lesen wir“, so beginnen die Kurzauslegungen. Zweierlei wurde mir beim Lesen lebendig: Einmal leuchtete durch viele Kurzauslegungen hindurch: Hier liest jemand im Prophetenbuch, der selber von Gemeinschaft umgeben ist. Jede Auslegung ist in der Gemeinschaft erwachsen und wohl auch hier und da durchlitten. Das bringt die Auslegungen der Situation des Propheten so nahe. Wir lernten ja, der „Sitz im Leben“ der Prophetenbotschaft war nicht der Schreibtisch, sondern die Gemeinde Gottes. „Es gab eine Zeit, in der man die Christen an ihrem Zusammenleben erkannte, an Liebe und Gerechtigkeit.“ Gerhard Webers ganze Sorge um die massenhaft Getauften ist, sie könnten „umsonst den Namen Jesu tragen“, wenn sie „nicht mehr als Christen erkennbar“ sind, wenn das Zusammenleben immer mehr auseinanderfällt in lauter Einzelne. Zum anderen hat Gerhard Weber die große Welt mit ihren Mächtigen, den Raketen (es ist die Zeit der SS20 und des Nato-Doppelbeschlusses), mit den Banken und Konzernen im Blick. Und er hat vor Augen: aller maßloser Reichtum auf Erden ist erst den Armen geraubt. Die Früchte des Zorns Gottes hat unser Volk bereits einmal geerntet. „Wir müssten es eigentlich wissen.“ Das ist klare „Gesetzespredigt“. Sie macht den Weg frei zur „Umkehr“. Die Kurzauslegungen kommen bis zu Jesajas Verheißung der Geburt eines geheimnisvollen Kindes (Kapitel 9). Gerhard Weber ist bewegt davon, dass der Prophet immer, wenn er auf die Hilfe zu sprechen kommt, die es dennoch gibt, „von etwas Zartem und Zerbrechlichem“ redet. Wer hat den Glaubensmut, sich für dieses Kind zu entscheiden? Denn bei diesem Heft geht es nicht um noch mehr Informationen, sondern um Entscheidungen. „Gott sucht Testpersonen dafür“, und „Gott braucht uns als Zeichen, dringend.“ Da ist nichts an Gerhard Webers Warnungen, das man mit verständnisvollem Lächeln überholt nennen dürfte. Im Gegenteil. Heute, nach dem Sieg des schrankenlosen Welthandels und der wachsenden Kluft zwischen Reichtum und Verelendung, ist alles sogar näher gerückt. Hoffentlich nicht zu spät. Aber dazu gibt es dieses Heft! Göttingen im Herbst 2006

Dokument/e

Friedenspapier - Peace Paper

Text von Gerhard Weber

Das "Friedenspapier" wurde 1983 von Gerhard Weber geschrieben . Das Papier eklärt den Zusammenhang zwischen Nachfolge, Gerechtigkeit und Frieden.

Das Vorwort des Friedenspapiers

Die vorliegenden Friedenspapiere entstanden Anfang der achtziger Jahre als Reflexion unseres neuen und verbindlicheren Gemeinschaftslebens in Wulfshagenerhütten. Das erste Friedenspapier wurde für den Vierteljahresbericht von CHURCH AND PEACE verfasst. Auf dem Hintergrund der damaligen friedenspolitischen Diskussion um Nachrüstung und Nato-Doppelbeschluß beschäftigte uns die Frage, was die Verpflichtung der christlichen Gemeinde zu einem öffentlichen Friedenszeugnis eigentlich bedeutet. In intensiver gemeinschaftlicher Auseinandersetzung suchten wir nach einer spezifisch biblischen Sicht für ein öffentliches Friedenszeugnis. Dabei wurde uns deutlich, dass es keinen anderen Friedensauftrag als den der Nachfolge Jesu gibt. Wir erkannten, dass die Nachfolge Jesu der eigentliche christliche Friedensauftrag ist.

Diese Botschaft, auf Krieg, Zerstörung und sozialen Zerfall mit einem „Lebensstil des Friedens“ im Sinne der Nachfolge Jesu zu antworten, hat heute an Aktualität nichts eingebüßt. Als Christen sind wir daher zu einer radikalen Umkehr und einem Perspektivenwechsel aufgerufen.

Als christliche Lebensgemeinschaft wollen wir für diese Position einstehen. Unsere bisherigen Erfahrungen in unseren drei Gemeinschaften in Wulfshagenerhütten, in Berlin und in der Ukraine haben uns gelehrt, „dass billiger der Friede nicht zu haben ist, als durch die radikale Umkehr unseres Lebens.“ Diese Position einzulösen bleibt nicht nur tägliche, sondern lebenslange Herausforderung.

Wir veröffentlichen diese Schriften in der Hoffnung, dass die Einladung zu diesem „Lebensstil des Friedens“ auch heute noch Menschen zu bewegen vermag, die sich mit dem status quo nicht abfinden wollen, sondern daran festhalten, dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern auch nötig sei, und die dafür bereit sind, sich selber auf den Weg zu machen.

Wider die Diktatur des Eigentums

Gedanken zu einer solidarischen Ökonomie aus christlicher Perspektive

Artikel von Bernd Meyer Stromfeldt. Erschien in "Christ und Sozialist": 4/2011

Wider die Diktatur des Eigentums –
Gedanken zu einer solidarischen Ökonomie aus christlicher Perspektive

Der globale Finanzkapitalismus wankt – und zeigt seine hässliche Fratze. Noch vor weniger als 3 Jahren wirkte das Neoliberale Dogma unantastbar. Der Glaube an das Heilsversprechen durch Deregulierung, Privatisierung und die schöne neue Welt der Finanzmärkte nahm quasi religiöse Züge an. Mittlerweile erleben wir neben der permanenten Zerstörung der Schöpfung und der zunehmenden Verarmung und Marginalisierung eines Großteils der Menschheit eine absurd erscheinende Bedrohung der „Realökonomie“ durch den völlig außer Kontrolle geratenen modernen Moloch „Internationale Finanzmärkte“.

Unveiling Empire: Reading Revelation Now and Then

Ein Buch über die Offenbarung Johannes von Wes Howard-Brook und Anthony Gwyther

“Revelation is a call to have faith in God rather than empire. This call takes place in a narrative through which John tells of his visionary experiences… This plot is the story of YHWH’s plan for the people who live in a world dominated by concentrations of human power. The Biblical Story of a people called to be ‘set apart’ from power arrangements that characterized Egypt, Canaan, Assyria, Babylon, Persia, Greece, and Rome.” (Unveiling Empire, S. 23.)

Diese Rezension von Ulrich Duchrow erschien in Junge Kirche Januar 2000 (1/00):

"Wes Howard–Brook und Anthony Gwyther lesen die Offenbarung Johannes konsequent aus der Perspektive derer, die nicht an der Peripherie, sondern im Zentrum des Imperiums dem Imperium widerstehen wollen. Sie knüpfen dabei an William Stringfellow und Daniel Berrigan an.

Sie beginnen mit einer Übersicht der missbräuchlichen Auslegungen des Buches in den USA und der bisher entwickelten alternativen Auslegungen (Kap. 1). Dann geben sie eine ausführliche Zusammenfassung der jüdischen apokalyptischen Literatur seit der Makkabäerzeit und der apokalyptischen Texte des Zweiten Testamentes bis hin zu dem wegen seines Zeugnisses für den Messias Jesus auf die Insel Patmos verbannten Seher (Kap. 2).

Es folgt eine informative sozialgeschichtliche Kontextanalyse des ersten Jahrhunderts in Politik, Ökonomie, Kultur und Religion des Imperiums (Kap. 3) sowie eine Erklärung der Metaphern „Himmel“ (zukunftsantizipierende Tiefendimension der Geschichte) und „Erde“ (empirisch vordergründige Geschichte; Kap. 4).

Sodann werden die Texte der Offenbarung thematisch zusammengefasst. Die Spannung zwischen der Sprache der Gewalt und der gewaltfreien Nachfolge des Lammes wird erläutet (Kap. 5). Die verschiedenen Aspekte Babylons/Roms werden dargestellt (Stadt, Zauberei, Mord, wirtschaftliche Ausbeutung, imperiale Arroganz, Sünden – alles unter dem Aspekt: „schon gefallen“). Hier kann es nur den Ruf an das Gottesvolk geben: „Verlass diese Stadt!“ (18,4).

Das Gegenbild ist das neue Jerusalem (der Ort, wo Gott und Menschen zusammen wohnen, im Maß einer schönen Architektur, im Umfeld einer Gartenlandschaft, in großer Freude und alternativer Praxis; Kap. 6). Dann werden die sieben Liturgien und die Bedeutung des Gottesdienstes vorgestellt (Kap. 7), schließlich der „Krieg der Mythen“ zwischen der Offenbarung und Rom (Kap. 8): Reich Gottes gegen das imperiale Weltreich, die Entlarvung des mörderischen Charakters der Pax Romana, der Sieg des Lammes und seiner (Blut)Zeuginnen und –zeugen über die triumphierende Siegesgöttin, durchhaltender Widerstand durch Treue zu Gottes Geboten im Glauben an Christus statt Loyalität gegenüber Rom (fides), die ewige Herrschaft Gottes und sein Volkes, die das „ewige Rom“ in sich zusammenstürzen lässt.

Der Höhepunkt des Buches sind die Entschleierung des gegenwärtigen Imperiums und die Vision alternativer Praxis der Christus Nachfolgenden heute im Licht der Offenbarung (Coming out of Empire Today; Kap. 9)."

Im Verlag Orbis Books erschienen 1999.

Masterarbeit: Was brauchen Gemeinschaften?

Wie kann Gemeinschaft bestehen?

KURZ: Diese Masterarbeit geht der Frage nach, warum viele Vergemeinschaftungen bereits nach 3 Jahren zu Ende sind und was Gemeinschaften tun können damit sie Bestand haben. Dieser Zusammenhang wird am Beispiel der Basisgemeinde von Daniel Hänel durchdacht.

 

Ausführlich:

Alternative Sozial- und Lebenskonzepte haben Konjunktur. Vielerorts und in unterschiedlichsten Bereichen entstehen nachhaltige Kooperationen. Diese Kooperationen sind oft ein Gewinn für alle Beteiligten. Im wissenschaftlichen Diskurs der Sozialen Arbeit ist das Forschungsfeld Intentionale Gemeinschaften bisher eher eine Randerscheinung. Nichtsdestotrotz müssen und werden sich auf Grund gesellschaftlicher Phänomene (wie bspw. zunehmende soziale Ausschließung von bildungsfernen Schichten in Großstädten und Probleme auf Grund des demografischen Wandels) neue Wohn-, Sozial- und Lebensformen entwickeln. In dieser Masterarbeit werden Schlüsselthemen zu Gemeinschaften diskutiert und am Praxisbeispiel geprüft. Dazu gehören u.a. eine Definition und Beschreibung der Komplexität einer intentionalen Gemeinschaft, die Zugehörigkeits- bzw. Identitätsfragen, Phasen und Entwicklungsschritte von Gemeinschaften sowie die externen Effekte und Wirkungen auf die Individuen und die Gesellschaft.

Die Basisgemeinde als Experiment und Modell kann in der Analyse Erkenntnisse für die Politik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit sowie für die VertreterInnen der Sozialen Arbeit in ihren jeweiligen Arbeitsfeldern bereitstellen.

Ich selbst lebe mit meiner Familie als Interessierter seit zwei Jahren in der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten. Die Anwendung der Theorie basiert demnach zu einem Teil auf eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen.

Die vorliegende Masterarbeit umfasst fünf Teile. In Kap. 1 werden Intentionale Gemeinschaften (1.1.) und Allmendebasierte Wirtschaftsformen (1.2.) definiert und das Praxisbespiel Basisgemeinde  vorgestellt  (1.3.).  Kap. 2  beschäftigt  sich  mit  den  Entwicklungs-  und Stabilisierungsbedingungen einer Vergemeinschaftung. Dazu gehören Definition (2.2.), Abgrenzungen (2.5.), Motive (2.1.)und Entwicklungsstufen (2.3.). Diese werden anhand der Basisgemeinde analysiert. Kap. 3 transferiert die Gedankenstränge aus Kap. 1 und 2 auf die Politik, die Wissenschaft und die Praxis der Sozialen Arbeit. Kap. 4 beschreibt Perspektiven und Diskussionen im direkten Bezug zur Basisgemeinde. Kap. 5 fasst die Gedankenstränge und die Ergebnisse zusammen.